Tipped Bicolour: Teil 4

zweifarbige Farbvarianten (rotes bis helles Haar mit dunkler Spitze --> Zobel)

Verdopplung der Variantenvielfalt durch den Braunfaktor

Nachdem bereits einige untergeordnete, aber dennoch einflussreiche Modifikatoren für die Tipped Bicolour behandelt wurden, kommen wir abschließend zu einem - genetisch betrachtet - Hauptmodifikator für die Basisfarbe Tipped Bicolour: Der Abwandlung des Eumelanin von schwarz zu braun.

Foto: Andrea Becker
Tipped Bicolour, brown based

Links eines der vielen Beispiele für einen Bolonkawelpen mit der Basisfarbe Tipped Bicolour, dessen Eumelanin in Haut und Haar von schwarz zu braun abgewandelt ist.

 

Die Varianten der Zobel, die auf Braun basieren, bezeichnen wir als Braunzobel.

Auch die Bezeichnung Schokozobel ist für diese Tipped Bicolour passend.

Was geschieht mit den Tipped Bicolour, wenn der Genort, der ursächlich dafür ist, dass wir schwarz sehen, nun dafür sorgt, dass wir das Schwarz des Eumelanin heller und zwar braun wahrnehmen?

 

Auffälligstes und vor allem lebenslang bleibendes Merkmal: Das Hautpigment und somit der Nasenschwamm, die Lefzen, Augenlider und Pfotenballen sind jetzt braun statt schwarz.

Da die verantwortliche Mutation sämtliches Eumelanin für unser Auge zu braun abwandelt, ist die Haarspitze des auf Braun basierenden Tipped Bicolour nun ebenfalls braun gefärbt.

Bei intensiv rotem Phäomelanin, das die Eigenschaft hat stets ins Braune zu gehen, können die Haare mit braunem Tipping fast den Eindruck erwecken, einfarbig zu sein.


Foto: Andrea Becker
Tipped Bicolour, brown based

 

Natürlich gelten sämtliche Eigenschaften, die die Vielfalt der Tipped Bicolour ausmachen in gleicher Weise, wenn das Eumelanin zu Braun gewandelt ist.

Die bereits hohe Anzahl der möglichen Farbvarianten der Zobel wird durch den Braunfaktor darum verdoppelt.

Noch mehr Vielfalt - der Dilutefaktor (Verdünnungsfaktor)

Sämtliche bereits angesprochene Varianten der Tipped Bicolour können nochmals über den Dilutefaktor, die sogenannte Farbverdünnung oder konkreter auch Blauverdünnung (blue dilution, siehe auch unter Dilute) zu weiteren Farbvarianten abgewandelt werden.

In diesen Fällen ist die dunkle Haarspitze blaugrau bzw. braungrau mit rosafarbenem Hauch.

Nasenspiegel, Lefzen, Augenlider und Pfotenballen sind bei diesen Exemplaren blaugrau bzw. braungrau. Wimpern und Tasthaare sowie die Krallen sind ebenfalls grau gefärbt.

Das Haar des Blauzobel.

Das Schwarz wird durch den Dilutefaktor (Dilution/Verdünnung) zu einem Blaugrau abgewandelt.

Das Haar des Lilaczobel.

Das bereits zu Braun abgewandelte Schwarz wird zusätzlich durch den Dilutefaktor (Dilution - Verdünnung) zu einem Braungrau mit zartem Stich ins Rosa gewandelt.


Auch in diesem Fall gelten sämtliche beschriebenen Eigenschaften der Tipped Bicolour.

 

Blau- und Lilaczobel sind nicht leicht als solche zu identifizieren. Das rersultiert daraus, dass das Dilute keinen großen Einfluss auf das Phäomelanin (Gelbpigment) hat. Vor allem, wenn bei einem Tipped Bicolour die dunklen Haarspitzen wenig ausgeprägt sind und er nur wenige dunkle Einzelhaare im Fell hat, ist vom Dilutefaktor im Fell kaum etwas zu sehen. Die veränderte Pigmentierung der Haut ist zwar ein Hinweis, kann aber irrtümlicher Weise mit einer allgemein schwächeren Pigmentierung verwechselt werden.

Hat kein Fachmann die Farbe des Hundes (insbesondere im Welpenalter) je beurteilt, kann leicht passieren, dass am Genort für das Dilute homozygozte (reinerbige) Bolonka in die Zucht gelangen.

 

Ergrauen und Tanzeichnung

Das Eumelanin der Tipped Bicolour kann außerdem bedingt durch den gleichen genetischen Mechanismus vorzeitig fortschreitend ergrauen wie bei den Dark Solid. Doch wird dies selten sichtbar, weil das Eumelanin durch das Phäomelanin zuvor aus dem Fell verdrängt worden ist. Allenfalls bei Bolonka dieser Farbgruppe, die verstärkt Eumelanin im Haar bilden, kann man das Ergrauen erkennen.

 

Foto: Andrea Becker
Tipped and Marked Bicolour

Grundsätzlich kann ein Tipped Bicolour gleichzeitig "Tipped and Marked Bicolour" sein. Das bedeutet, dass der Tipped Bicolour die Mutation für die Tanzeichnung nicht nur im Genotypen tragen kann, sondern dass sich dies dann auch im Phänotypen äußert. Tatsächlich ist das aber nicht ganz einfach zu erkennen, weil der Tipped Bicolour je nach Intensität bzw. Ausprägung der Melanintypen deutliche Wildfarbigkeitsabzeichen hat, welche wiederum der Tanzeichnung ähneln. Mit zunehmendem Verlust des Eumelanins im Haar verwischen zudem die Grenzen der Zeichnung im Fell, denn Phäomelanin neben Phäomelanin ergibt logischer Weise keinerlei sichtbare Zeichnung mehr.