Genotypisierung - welche Gene (Allele) hat mein Hund

Schauen Sie vorab auch ins Glossar unter den vereinfachten Erklärungen der Begriffe Locus, Gen und Allel.

Möchte ich wissen, welche Allele der Gene, die für das Fell verantwortlich sind, bei meinem Hund hinsichtlich der Behaarung vorliegen, habe ich zwei Möglichkeiten:

 

1. Ich finde seinen Genotypen - so weit es möglich ist - selbst heraus.

2. Ich lasse meinen Hund durch ein Labor auf seinen Genotypen testen.

 

Sinnvoll ist, zur Genotypisierung in zwei Schritten zu verfahren.

Der erste Schritt ist, zunächst selbst die Erbformel für den Genotypen seines Hundes so weit es geht zu erstellen. Dies kann man umsetzen, indem man den Phänotypen betrachtet und Informationen von Vor- und Nachfahren sowie weiteren Verwandten auswertet.

Liegt bei einem Hund aufgrund der Nachzucht von Verwandten der Verdacht vor, dass er evtl. Träger eines unerwünschten Allels sein kann und man ist nicht in der Lage, selbst herauszufinden, welchen Genotypen der Hund hat, dann kann man zur Möglichkeit des genetischen Tests durch ein Labor zurückgreifen.

 

Gentest zur Bestimmung des Genotypen hinsichtlich der Behaarung

Die drei grundlegenden Bausteine für die Entstehung des typischen Bolonkafells Langhaarigkeit, Furnishing und Lockigkeit sind mittlerweile molekulargenetisch erforscht. Sie gehören zu den Hauptgenorten, die das Aussehen des Hundefells bestimmen. Wobei das Furnishing-Allel als modifizierendes Gen für die Hauptmerkmale Kurz- und Langhaar zu sehen ist.

 

Sowohl Laboklin als auch Biofocus bieten inzwischen Gentests für diese drei Genorte hinsichtlich der Fellanlage an.

 

Bei der Firma Biofocus wurden bereits eine Reihe Bolonka zwetna auf das Furnishing (den Genort R-spondin 2, kurz RSPO2) erfolgreich getestet. Auch wenn dieser Test dazu dient, Bolonkawelpen mit kürzerem Fell zu vermeiden, ist dies nicht der Test auf Haarlänge, sondern der Test auf Bart und Augenbrauen.

 

Das Testergebnis (den Genotypen seines Hundes) für den Genort RSPO2 erhält man bei Biofocus in einer Formel, die das Allelsymbol F für das Furnishing-Allel und das Symbol N für das Normal-Allel (das eigentliche Wildtypallel) beinhaltet.

 

Auch bei der Firma Laboklin wurden inzwischen einige Bolonka zwetna auf das Furnishing (den Genort RSPO2) getestet. Hier findet man den Test unter Furnishing (Rauhaar), weil das Furnishing-Allel ebenfalls Rauhaarigkeit/Drahthaarigkeit zur Ausprägung bringt (die wir beim Bolonka meist nur nicht fühlen können).

Laboklin hat die Nomenklatur mittlerweile dem internationalen Standard angepasst und verwendet das Allelsymbol F für das Furnishing-Allel und das Symbol f für das Wildtypallel (das ursprüngliche, "normale" Allel).

 

Das Testergebnis Genotyp F/F bedeutet, dass der Hund homozygot (reinerbig) für das Furnishing am Genort RSPO2 ist und somit keine Welpen ohne Furnishing hervorbringen und auch kein Wildtypallel vererben kann.

 

Das Ergebnis Genotyp N/F bzw. F/f bedeutet, dass der Hund heterozygot (mischerbig) für Furnishing und somit verdeckter Träger des Wildtypallels f ist. Er kann mit einem anderen Träger des Wildtypallels rechnerisch 25% Welpen hervorbringen, deren Fell unvollständig ist. Auch wird er - unabhängig vom Genotypen seines Verpaarungspartners - rein rechnerisch an 50% seiner Nachzucht das Wildtypallel f weiter vererben, ohne dass man der Nachzucht dies ansehen muss.

 

Das Ergebnis Genotyp N/N bzw. f/f ist nicht zu erwarten - außer jemand lässt einen Bolonka mit unvollständigem Fell (ein Bolonka, dem sämtliche Merkmale des Furnishing vollkommen fehlen und der nur langhaarig ist) testen. Dies macht jedoch wenig Sinn, denn man kann diesem Hund den Genotypen schließlich ansehen. In diesem Fall offenbart der Phänotyp bereits den Genotypen.

 

Bei den Testergebnissen ist zu beachten, dass der Einsatz der Variable N nicht einer Nomenklatur entspricht, wie man sie in einer Erbformel (einem Gencode) verwenden würde, die man in der Zuchtarbeit benutzen kann. Das "N" ist ein Kürzel für "Normalgen" bzw. "Normalallel" und kann bei allen beliebigen Gentests eingesetzt werden, weil es nicht das Symbol für ein bestimmtes Allel eines bestimmten Gens ist.

Symbole für einen für die Zuchtarbeit anwendbaren Gencode können sein: F für das dominante Furnishing-Allel und f für das nicht veränderte rezessive Allel des Wildtyps. Der Genotyp eines z. B. am Genort für Furnishing heterozygoten Hundes wird dann durch den Gencode F/f dargestellt.

 

Genetiker verwenden für das Wildtypallel das Symbol RSPO2(+) und das Furnishing wird als RSPO2(ins167) dargestellt.

RSPO2 gibt den Genort bzw. das eigentliche Gen an, das Symbol + wird in der Genetik stets als Symbol für das Wildtypallel eines Gens verwendet und ins167 ist das Symbol für das veränderte (mutierte) Wildtypallel am Genort für Furnishing. Verändert in diesem Fall durch eine Insertion.